Ich habe mir einen ferngesteuerten Springer Tug als Rettungsboot für mein Wasserflugzeug gebaut. Das ganze ist dann doch mehr geworden, als ein reines Rettungsmodell. Mehrere Monate Bauzeit sind letztlich für dieses eigentlich recht einfache Modell aufgewendet worden. Trocknungszeiten, Beruf, Lieferzeiten von Teilen und tausend andere Dinge kommen dazwischen und verhinderten ein schnelleres Fertigstellen.
Bei meinen Modellfliegern ist man meistens auf ziemlich viele Normteile angewiesen. So ist die Auswahl und Ausstattung häufig eingeschränkt. Bei meinem (ersten) Bootprojekt war mir wichtig, dass ich soviel wie möglich selber bauen und herstellen kann. Bis auf ein paar wenige Teile ist mir das beim Springer Tug auch gelungen.
Am Anfang des Baus geht es um das Ausschneiden der Sperrholzteile und das Verkleben der Grundstruktur. Alle Holzteile werden mit Ponal Wasserfest Leim verklebt. Für ein rechtwinkeliges Boot habe ich verschiedene Metallanschläge und Winkel eingemessen und mit verzwingt. |
Nachdem das Deck, ein Schott und einige Verstärkungen eingeleimt sind, ist der Rumpf jetzt stabil genug, damit er in der Hand nicht wabbelig erscheint. |
Das Aufbringen der Bodenplatte hatte mich vor die ersten wirkliche Herausforderungen beim Bau gestellt. Wie bekommt man ein gerades Stück 4mm Sperrholz in die vorgesehene doppelt geschwungene Form? Mit viel Leim und Zwingen hat das irgendwann geklappt. Bis das alles so zusammen gehalten hat sind allerdings unzählige Versuche wieder auseinander geflogen. Verschiedene Schimpfworte sind dabei ebenfalls durch die Werkstatt gehallt… Aber wie gesagt, irgendwann hat es gehalten. |
Beim Entspannen der Zwingen ist mir nichts um die Ohren geflogen. Ich hatte tatsächlich einige Zweifel, dass das extrem gespannte Sperrholzbrett so gut und vor allem Dauerhaft in Form bleibt. Auf jeden Fall ist die charakteristische Springer Tug Rumpfform jetzt da. Der Rumpf ist jetzt schon sehr stabil. Einen Süllrand habe ich schon angeleimt und die Schraubenlöcher der versenkten Spax-Schrauben sind verspachtelt. |
Die Wellenanlage habe ich (bis auf die Schraube und die Kupplung) selber gebaut. Aus 6mm und 5mm Messingrohr, einem 4mm Stahlstab und ein paar Kleinteilen. |
Zusammengesetzt sieht die Welle so aus. Am 6mm Außenteil sind an beiden Enden zusätzlich 5mm Stücke auf der Innenseite eingelötet. Die inneren Messingteile bilden zwei Gleitlager. Diese dichten die Wellenanlage zu den Enden hin ab. Ganz innen läuft die 4mm Stahlwelle. Über den oberen Schmiernippel kann Vaseline in die Wellenanlage gepresst werden, damit das ganze gut geschmiert ist und wasserdicht ist. Beim Springer Tug ist der Welleausgang im inneren des Schiffsrumpf unterhalb des Wasserspiegels. Eine saubere Abdichtung ist daher besonders wichtig, da das Boot ansonsten voll laufen kann. |
Motor und Welle sind eingebaut und ausgerichtet. |
Die Welle stößt hinten durch den Rumpf und endet an der Schiffsschraube. Die Bleistiftstriche markieren die korrekte Position zum Verkleben. |
Das Ruder ist ebenfalls ein Eigenbau. Das Messingblech ist an der Stahlwelle verlötet. Oben und unten habe ich das Ruder offen gelassen. Meine Überlegung war, dass darin langfristig nichts rumgammeln kann, wenn immer Luft ran kommt und das Wasser raus laufen kann. |
Unter der Ruderanlage und der Schraube habe ich noch einen Messingsteg eingebaut. Falls man über ein Hindernis fährt ist die Chance größer, dass sich nichts in der Schraube verfängt. Oben auf dem Steg ist auch ein zweites Gegenlager für die Ruderwelle verlötet. |
Den Aufbau zum Schleppen habe ich aus Messingrohr und Messingstäben gelötet. Nach dem Verlöten habe ich alles mit Schlüsselfeilen verrundet und mit einer Messingbürste glatt poliert. |
Mittlerweile sich die Schubschultern aus Hartholz ebenfalls montiert. Die Holzteile sind angeleimt und von innen nochmal mit je einer Spax-Schraube angeschraubt. Der Rumpfteil wurde mehrfach mit Yachtlack gestrichen. Enorm, was das Sperrholz alles weg saugt, bevor es eine sichtbare Lackdecke gibt. |
Mittlerweile ist der Aufbau auch fertig verleimt und mit Fensterausschnitten versehen. Der Aufbau hat nicht so viel Kontakt mit Wasser und wurde daher mit Parkettlack wasserfest gemacht. Meiner Meinung nach ist Parkettlack im Gegensatz zu Yachtlack viel einfacher zu verarbeiten. Yachtlack und Parkettlack sehen auf dem gleichen Holz deutlich anderes aus. Der Yachtlack macht eine eher honigartige Farbe und feuert das Holz leicht an. Der Parkettlack sieht eher milchig-weißlich aus und es gibt keine Anfeuerung im Holz. Die Streifen und Kästchen sind Reste von verschliffener Spachtelmasse, die sich unter dem Lack abzeichnet. Da das Boot aber sowieso noch farbig lackiert werden soll, sind die unterschiedlichen Farben und die sichtbare Spachtelmasse nicht schlimm. Die Oberfläche des Bootes ist glatt und gleichmäßig geworden. |
Ich habe das gesamte Boot mit einem Vorlack gestrichen und verschliffen. So wurden letzte Unebenheiten begradigt. Das ganze funktioniert aber nur problemlos, wenn der Lack in den unteren Schichten wirklich komplett ausgetrocknet ist. Das dauert nach dem letzten Strich 2-3 Wochen. Ich habe schon öfter den Fehler gemacht, zu früh drüber zu lackieren. Dann reagieren die verschiedenen Lösungsmittel der Lacke und es gibt beispielsweise Abstoßungserscheinungen zwischen den Schichten. Hier habe ich lange genug gewartet und die Lacke haben sich gut verbunden. |
Jetzt kommt noch bunter Lack in mehreren Schichten drauf. Wo verschiedene Farben aufeinander Treffen habe ich mit feinem Malerkrepp abgeklebt und die Kanten gut festgedrückt. Da Vorlack und Decklack vom gleichen Hersteller und auf der gleichen Basis sind, muss man nicht so lange mit der ersten Farbschicht warten. Diese Lacke vertragen sich untereinander. |
Mit der fertigen Lackierung ist der Bau abgeschlossen. Die Technik im Springer Boot ist überschaubar: – Der Antrieb ist ein Bühler 12 Volt Langsamläufer-Motor. – Das Lenkservo ist eins aus der Grabbelkiste. Standardgröße mit 30N Stellkraft. – Der Fahrakku ist ein 3S Lipo. Ich benutze meine Akkus aus den Flugmodellen auch im Boot, da ich möglichst wenig verschiedene Akkus in Benutzung haben möchte. – Als Regler benutze ich einen selbst gebauten Volksregler 2. – Als Schiffsschraube kommt eine 45 Millimeter Dreiblattschraube zum Einsatz. – Der Antrieb zieht bei Volllast 1,1 Ampere. Das entspricht einer Leistung von ca. 13 Watt. |
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Und dann gab es noch eine echte Herkulesaufgabe für das kleine Boot.
Beim Hessischen Wasserflugtreffen am Teichmannsee 2014 hatte ich meinen Springer Tug natürlich als Rettungs- und Bergeboot dabei. Wir haben dort versucht, unser manntragendes Bergungstretboot zu bewegen und abzuschleppen.
Ein bisschen Bedenken hatte ich vorher auch und die Aufgabe scheint schwierig, aber seht es euch einfach an.
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